Der Stoß, der das Gebäude des Reiches zum Einsturz brachte, kam von Westen. 1789 brach in Frankreich die Revolution aus. Unter dem Druck des Bürgertums wurde die seit dem Frühmittelalter bestehende feudale Gesellschaftsordnung beseitigt. Gewaltenteilung und Menschenrechte sollten die Freiheit und Gleichheit aller Bürger sichern. Der Versuch Preußens und Österreichs, mit Waffengewalt in die Verhältnisse im Nachbarland einzugreifen, scheiterte kläglich und führte zum Gegenstoß der Revolutionsarmeen.

Französische Revolution

Unter dem Ansturm der Heere Napoleons, der in Frankreich das Erbe der Revolution antrat, brach das Reich endgültig zusammen. Frankreich nahm sich das linke Rheinufer. Um die bisherigen Herren dieser Gebiete für ihren Verlust zu entschädigen, fand eine riesige „Flurbereinigung” auf Kosten der kleineren und besonders der geistlichen Fürstentümer statt: Durch den „Reichsdeputationshauptschluss” von 1803 wechselten rund vier Millionen Untertanen den Landesherrn.

Die Mittelstaaten waren die Gewinner. Die meisten von ihnen schlössen sich 1806 unter französischem Protektorat zum „Rheinbund” zusammen. Im gleichen Jahr legte Kaiser Franz II. die Krone nieder; damit endete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Die Französische Revolution griff nicht auf Deutschland über. Zwar hatten auch hier schon in den vorangegangenen Jahren immer wieder einzelne Persönlichkeiten die Grenzen zwischen Adel und Bürgertum zu überwinden gesucht, begrüßten auch bedeutende Köpfe den Umsturz im Westen als Beginn einer neuen Zeit. Aber der Funke konnte schon deshalb schlecht überspringen, weil im Gegensatz zum zentralistisch orientierten Frankreich die föderalistische Struktur des Reiches eine Ausbreitung neuer Ideen behinderte. Hinzu kam, dass gerade das Mutterland der Revolution, Frankreich, den Deutschen als Gegner und Besatzungsmacht gegenübertrat.

Aus dem Kampf gegen Napoleon erwuchs vielmehr eine neue nationale Bewegung, die schließlich in den Befreiungskriegen gipfelte. Deutschland blieb von den Kräften des gesellschaftlichen Wandels nicht unberührt.

Zunächst wurden in den Rheinbundesstaaten, dann in Preußen (dort verbunden mit Namen wie Stein, Hardenberg, Scharnhorst, W. von Humboldt) Reformen eingeleitet, die feudale Schranken endlich abbauen und eine freie, Verantwortung tragende bürgerliche Gesellschaft schaffen sollten: Aufhebung der Leibeigenschaft, Gewerbefreiheit, städtische Selbstverwaltung, Gleichheit vor dem Gesetz, allgemeine Wehrpflicht.

Allerdings blieben viele Reformansätze auf halbem Wege stecken. Die Teilnahme an der Gesetzgebung blieb den Bürgern meist noch verwehrt. Nur zögernd gewährten einige Fürsten, vor allem in Süddeutschland, ihren Staaten Verfassungen.


Quellen:

1. Kobyakov, Andrey: "Zeitalter der Französischen Revolution<": URL: http://www.mediasprut.ru/info/bibliothek/d-story/dhis003.shtml [Stand: 27.03.2012]

2. Kappler, Arno Dr.: Nachschlagebuch "Tatsachen über Deutschland": Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Societäts-Verlag, Frankfurt/Main, 1998.