Eine starke Emigrationsbewegung ereignete sich nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Arbeitsemigranten aus der übervölkerten Schweiz (vor allem aus den Kantonen Thurgau, Zürich und St. Gallen) und aus Vorarlberg in den zerstörten, teilweise menschenleeren Gegenden Südwestdeutschlands ansässig wurden und halfen, das verwüstete Land wieder empor zu bringen.
Im Zeitalter der Konfessionalisierung (1550-1750) mussten viele Emigranten ihre Heimat aus Glaubensgründen verlassen, denn seit Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Prinzip cuius regio eius religio von den Fürsten immer strenger durchgesetzt. Wer nicht zur Konfession seines Landesherren übertreten wollte, musste das Land verlassen. Das betraf zum Beispiel die Protestanten in Böhmen, die seit 1623 bis etwa 1680 in mehreren Wellen auswanderten. Während des frühen 18. Jahrhunderts sind vor allem die großen Emigrationen der Hugenotten bemerkenswert. Als der vor allem in Südfrankreich sehr starke Protestantismus durch die Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 verboten und verfolgt wurde, verließen Tausende von Angehörigen der protestantischen Oberschicht ihre Heimat und siedelten sich in England oder Preußen an. 1733 wurden die Protestanten aus dem unter bischöflicher Herrschaft stehenden Land Salzburg vertrieben. Zum Teil förderten die Landesherren die Ansiedlung der Glaubensflüchtlinge durch Vergünstigungen, weil sie sich Impulse für ihre Wirtschaft erhofften.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts emigrierten viele Deutsche auf Grund der Französische Revolution und Ansiedlungspolitik Russlands und Österreichs. Viele zogen nach Osten: nach Ungarn, Rumänien und Russland, auch hier teilweise ermutigt durch die Landesherren. In manchen Ansiedlungsgebieten blieb die Sprache und Kultur des ursprünglichen Heimatlandes über Jahrhunderte hinweg erhalten, da die Siedlungen nach außen weitgehend isoliert waren und insbesondere Heiratsverbindungen mit Einwohnern des aufnehmenden Landes fast ausgeschlossen waren. Indessen entwickelten die Emigranten eine bedeutende Wirtschaftskraft.
Religiös motivierte Emigranten zogen schon im 18. Jahrhundert in die Vereinigten Staaten, um bei der dort gewährten Religionsfreiheit ohne Repressalien leben zu können. Vor allem der Staat Pennsylvania zog Menschen aller religiösen Richtungen an.
Im 19. Jahrhundert erreichte die Auswanderung im deutschsprachigen Raum einen Höhepunkt. Es kam verschiedentlich zu Massenauswanderungen, die eng mit der konjunkturellen Entwicklung zusammenhingen. Bezogen auf Südwestdeutschland, kann man von drei Phasen der Massenauswanderung sprechen:
1816/1817: Bedingt durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien, einem der stärksten bekannten Vulkanausbrüche überhaupt, wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen Halbkugel zu extrem nassen, kalten Sommern kam und die Ernte zweier Jahre ausfiel. Es gab eine Hungersnot. Deshalb kam es zu einer großen Emigrationsbewegung. In Südwestdeutschland schifften sich viele Menschen auf der Donau ein und siedelten in Südrussland (Bessarabien, Gegend um Odessa, Gegend um Tiflis im Kaukasus). Ein kleinerer Teil der Emigranten suchte in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat.
1845-1855: Wiederum löste eine anhaltende Wirtschaftskrise und die daraus folgende 1848/49er Revolution die größte Massenemigration des 19. Jahrhunderts aus. Nun richteten sich die Auswandererströme fast ausnahmslos nach den Vereinigten Staaten. Dort wurden weite Landstriche erschlossen und besiedelt, indem man die eingeborenen Indianer bekämpfte und vertrieb. Einen zusätzlichen Anreiz zur Auswanderung bildeten die Nachrichten von Goldfunden in Kalifornien seit 1845, bekannt geworden unter dem Begriff Goldrausch. Die Emigranten dieser Phase nannte man auch Forty-Eighters. Nach 1855 ließ die Stärke der Auswanderung nach und kam während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) fast vollständig zum Erliegen.
1880ff.: Nach 1880 kam es noch einmal zu einer Auswanderungswelle in die Vereinigten Staaten, die jedoch nicht mehr die Stärke der anderen Auswanderungsbewegungen erreichte.
In der wirtschaftlichen Depression nach dem Ersten Weltkrieg emigrierten ganze Gruppen nach Argentinien und Südbrasilien (Bundesstaat Rio Grande do Sul). Auch hier entstanden deutschsprachige Siedlungen; ein Landstrich in Südbrasilien heißt heute noch Neu-Württemberg.
Nach der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland 1933 setzte die Judenverfolgung sowie eine vollständige Unterdrückung jeglicher Opposition ein. Menschen, die früh genug die Gefahr erkannten und über die nötigen finanziellen Mittel verfügten, verließen das Land. Die Filmmetropole Hollywood profitierte immens vom Zustrom an kreativem Personal wie Produzenten, Regisseuren und Schauspielern. Der Filmklassiker Casablanca (1942) wurde beispielsweise fast ausnahmslos mit eingewanderten Schauspielern besetzt. Berühmte Emigranten waren z.B. im 20. Jahrhundert der Naturwissenschaftler Albert Einstein, die Schriftsteller Thomas Mann und Bertolt Brecht, die Schauspielerin Marlene Dietrich, der Regisseur Billy Wilder, die während des "Dritten Reiches" Deutschland wegen des Nationalsozialismus verließen und in die USA emigrierten.
Nach 1945 emigrierten wiederum viele Menschen aus Deutschland. Ursache war in erster Linie die ökonomische Perspektivlosigkeit der Nachkriegszeit. Hinzu kamen bei Wissenschaftlern die von den Alliierten erlassenen Forschungseinschränkungen, die in Deutschland bis 1955 in Kraft blieben. Unter den Emigranten waren auch Täter des Nazi-Regimes aus Deutschland, die zur Emigration die sog. Rattenlinie nutzten.
Quellen:
1. Wikipedia: Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Auswanderer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung (de)). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. [Stand 30.03.2012]