krieg 1630 1635Der Regensburger Kurfürstentag
Der Höhepunkt der kaiserlichen Macht währte nicht lange. Bereits 1630 mußte Ferdinand auf dem Regensburger Kurfürstentag Zugeständnisse machen. Eigentlich plante er, die Nachfolge seines Sohnes Ferdinand gegenüber den Kurfürsten durchzusetzen und forderte zudem militärische Unterstützung für seine Aktionen in Italien. Frankreich und Spanien strebten beide nach der Erbfolge in Mantua (Mantuanischer Erbfolgekrieg), wobei der deutsche Kaiser seine spanischen Verwandten unterstützte. Die deutschen Kurfürsten sahen es aber nicht ein, ihre Truppen dem Kaiser zur Verfügung zu stellen, sondern verlangten vielmehr die Beendigung des Krieges. Überdies sahen sie aufgrund der zahlreichen Erfolge des Kaisers ihre Stellung im Reich bedroht und fürchteten um ihren Einfluß. So verlangten sie eine Verkleinerung der kaiserlichen Armee sowie die Entlassung Wallensteins, der ihrer Ansicht nach zu viel Macht besaß. Der Kaiser wurde derart unter Druck gesetzt, daß er Wallenstein entlassen mußte und Graf von Tilly die Führung der kaiserlichen Armee übernahm.

Der Eintritt Schwedens in den Krieg
Aber noch ein weiteres Ereignis machte dem Kaiser zu schaffen - die Landung des schwedischen Königs Gustav Adolf in Pommern im Juli 1630. Über seine Kriegsziele ist lange debattiert worden: Manche Forscher waren der Meinung, er habe den Protestantismus retten wollen, andere glaubten, er wollte seine Interessen an der Ostsee verteidigen (Anm. Olafsson). Dank der finanziellen Unterstützung Frankreichs konnte Gustav Adolf einige Erfolge für sich verbuchen und weit in den Süden des Reiches vordringen. Allerdings hatte er Schwierigkeiten, die protestantischen Stände auf seine Seite zu bringen. Erst nach der Katastrophe von Magdeburg und dem Einmarsch Tillys in Sachsen erhielt der schwedische König Unterstützung im Reich. Tilly hatte im Mai 1631 die Plünderung Magdeburgs in Kauf genommen, da sich die Stadt mit Gustav Adolf verbündet hatte. Dabei wurde ein gewaltiges Blutbad angerichtet und die gesamte Stadt in Schutt und Asche gelegt. Zahlreiche Flugschriften verbreiteten die Nachricht von der Magdeburger Katastrophe und schlachteten sie propagandistisch aus. Anschließend marschierte Tilly dann ins zwar protestantische, aber kaisertreue Kursachsen ein, das sich daraufhin auch Gustav Adolf anschloß. Die Erfolge Gustav Adolfs im Sommer 1631 brachten einen Wendepunkt des Krieges.
Da die katholische Seite über Kriegsführung und -ziele uneinig war, wurde erneut Wallenstein zurückberufen, der eine große Armee aufstellte und zum unumschränkten Oberbefehlshaber ernannt wurde.
Gustav Adolf steuerte inzwischen Süddeutschland an, konnte dort Tilly besiegen und Bayern besetzen (am 17.Mai 1632 erreichte Gustav Adolf München). Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Schweden sehr erfolgreich und in unzähligen Bildern und Schriften wurde Gustav Adolf als Held gefeiert.

Die Wende des Krieges
Im November 1632 kam es bei Lützen zu einer der schwersten Schlachten des Krieges. Die Schweden siegten zwar und Wallenstein mußte sich zurückziehen, aber Gustav Adolf fiel. Dies bedeutete eine große Schwäche für die Schweden, da sie ihre Führungsperson verloren hatten und seine Tochter Christina, die Königin werden sollte, noch minderjährig war. Auch und besonders für die protestantischen Reichsstände fiel eine charismatische Führungspersönlichkeit aus. In der Zwischenzeit übernahm der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstjerna die Regierung.
Oxenstjerna versuchte nun die protestantischen Stände im Heilbronner Bund organisatorisch zu vereinen. Dieser verfolgte drei Ziele: die Stabilisierung der deutschen Libertät, Friede im Reich und angemessene Kriegsentschädigung für Schweden. Allerdings hielt dieser Bund nicht lange, denn im Jahr darauf, 1634, erlitt Schweden in der Schlacht von Nördlingen eine heftige Niederlage gegen spanische und kaiserliche Truppen. Der Bund fiel auseinander, Schweden mußte fast alle seine Positionen am Rhein und Main aufgeben.
In der Zwischenzeit war auch Wallenstein erneut entlassen. Ihm wurde Verrat vorgeworfen, da er mit den Kriegsgegnern in Verhandlung getreten war, wozu er nicht befugt gewesen war. Er wurde im Januar 1634 ermordet. Unterdessen hatte auch der Kaiser erkannt, daß er gewisse Kompromisse eingehen mußte. Das Hauptanliegen mußte sein, die fremden Mächte aus dem Reich zu drängen. Vertraglich abgesichert wurde dies im Prager Frieden von 1635, der zwischen dem Kaiser und Kursachsen, das sich mittlerweile wieder dem Kaiser angenähert hatte, geschlossen wurde. Zum erstenmal wurde in diesem Frieden ein "Normaljahr" festgelegt: der 12. November 1627 sollte als Stichtag für die konfessionellen Besitzungen gelten. Dieses Normaljahr wurde später im Westfälischen Frieden aufgenommen. Gleichzeitig wurde das Restitutionsedikt ausgesetzt und eine endgültige Entscheidung auf später verschoben. Die Übertragung der pfälzischen Kurwürde auf Bayern wurde ebenso abgesichert. Ziel war es, die fremden Mächte zu vertreiben und für Frieden im Reich zu sorgen. Im Prager Frieden vollzog sich sozusagen eine Umkehrung der Allianzen, denn fast alle deutschen Stände schlossen sich diesem Frieden an, traten damit auf die spanisch-habsburgische Seite und Frankreich und Schweden standen fortan auf der gegnerischen Seite.
Diese dritte Kriegsphase ist vorwiegend durch die Kriegszüge Schwedens gekennzeichnet. Zu Beginn war Gustav Adolf durchaus militärisch erfolgreich, konnte aber die protestantischen Stände nicht auf seine Seite bewegen. Diese unterstützten nur kurze Zeit die Schweden, wandten sich dann aber fast geschlossen auf die Seite des Kaisers, um endlich Frieden zu erlangen. Dieser stand jedoch noch in weiter Ferne, denn im März 1636 erklärte Frankreich den Krieg und eröffnete damit die vierte und letzte Phase.


Quelle:

1. Beatrice Hermanns: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Einführung, in: Gudrun Gersmann / Torsten Reimer (Hg.): München im Dreißigjährigen Krieg. Ein universitäres Lehrprojekt, 1. Version vom 6.12.2000, URL: http://www.krieg.historicum-archiv.net/themen/m30jk/30jkeinfuehrung.htm [Stand: 12.06.2012]