Die neue Großmacht, protestantisch-nüchtern, fordert die katholisch-barocken Habsburger heraus. Preußen contra Österreich heißt es für die nächsten 100 Jahre. Das übrige Reich teilen sich Hunderte prunksüchtige Provinzfürsten Über den politischen Stillstand trösten sich die Deutschen mit ihren Dichtern und Denkern hinweg.
Die universelle Ordnung der abendländischen Christenheit mit Papst und Kaiser an der Spitze ist nach den Religionskriegen zerbrochen. Die Aufklärung entwickelt ein neues Welt- und Menschenbild. Sie stellt den absoluten Herrschaftsanspruch der Monarchen infrage und schafft so die Grundlagen für den englischen Parlamentarismus, die amerikanische Unabhängigkeit und die französische Revolution. In ihrem Überlebenskampf halten die alten Kräfte um so verbissener an ihrer Macht fest. Um die eigenen Territorien auszudehnen, ist den europäischen Dynastien jedes Mittel recht. Es wird geerbt und getauscht, verraten und verkauft, geheiratet und erobert.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation besteht nach dem Dreißigjährigen Krieg aus 300 Einzelstaaten und 1500 Ritterständen. Die Fürsten regieren absolutistisch. Sie drängen die Mitbestimmung der Landtage zurück und sichern ihre Herrschaft nach innen und außen mit stehendem Heer und durchorganisierter Verwaltung.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges rangen mehrere Dynastien um die Vorherrschaft in Europa, allen voran die französischen Könige und die österreichischen Habsburger. Ludwig XIV. von Frankreich wurde zum Inbegriff des absolut regierenden Herrschers, sein Hof zum Vorbild für das höfische Zeremoniell und für eine Adelskultur, die sich in vielen Bauten und Luxusgütern dokumentiert. Für die deutschen Landesherren entstand eine eingeschränkte Souveränität, in der sich der Absolutismus in abgeschwächter Form ausprägte. Als im Jahre 1740 Kaiser Karl VI. starb, ohne Erben zu hinterlassen, eskalierte das machtpolitische Ringen zwischen Österreich und Preußen. Im Streit um die Nachfolge auf dem Kaiserthron erhoben neben Preußen auch Bayern und Frankreich Einspruch gegen die Habsburgerin Maria Theresia. Aus dem entfesselten österreichischen Erbfolgekrieg gingen fünf europäische Großmächte hervor, die jetzt um die Durchsetzung ihrer wechselnden Interessen rangen: England und Frankreich kämpften um die Besitzungen in Übersee. Österreich und Preußen führten von 1756 bis 1763 Krieg um Schlesien. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges richtete sich der Expansionsdrang Österreichs, Preußens und Russlands gegen Polen.
Die Auswirkungen der Französischen Revolution verbreiteten sich in ganz Europa und führten zu Kriegen, in deren Verlauf das Heilige Römische Reich 1806 zusammenbrach.
Quelle:
1. Fiedler, Teja und Goergen, Marc: "Die Geschichte der Deutschen. Teil 4 - Preußens Aufstieg und die Kulturnation Deutschland": In: Stern, Heft 48 (2006), S.